„Des Teufels Schneider“ fertigt kunstvolle Krampus-Felle für alle Fälle
Sie wirken wild, zottelig und Furcht einflößend: Die „Krampusse“ der bajuwarischen Brauchtumsgruppe Sparifankerl-Pass besitzen ein Outfit, das im wahrsten Sinne des Wortes „schrecklich“ wirkt. Tatsächlich stellen die Kostüme der Teufels-Gesellen aus München jedoch kleine Kunstwerke dar, die sich von „Haute Couture“ diametral unterscheiden, die Bezeichnung „Pret-à-porter“ hingegen durchaus verdienen: Spezialist Gerhard Seer aus Astlhof in Großarl – von Beruf Restaurator – schneidert den Münchener Traditions-Bewahrern die urtümlichen und mit allerlei Applikationen versehenen Felle praktisch auf den Leib. Damit führt er ein historisches Handwerk fort, das in Deutschland beinahe in Vergessenheit geraten ist.
Rund einen Tag vergeht bis Seer eines der urwüchsigen und auf Maß geschneiderten Teufels-Kostüme fertig stellt – je nach Ausführung und Umfang der Ausstattung kann es aber auch deutlich länger dauern. „Als Ausgangsprodukt für die einzelnen Anzüge kommen bei uns Ziegenfelle zum Einsatz, die wir bereits im eingesalzten Zustand einkaufen“, so der Fachmann. „Nachdem sie unsere Weißgerberei durchlaufen haben, werden diese Felle nach Farbe und Haarlänge sortiert und anschließend zu den verschiedensten Kostümen vernäht.“
Eine typische Krampus-Ausstaffierung besteht zumeist aus einer Hose, die um eine entsprechend gestaltete Jacke oder auch einen Fell-besetzten Pullover ergänzt wird. Kunden, die sich für Ziegenfelle als Grundmaterial entscheiden, können zudem noch Pferdeschwänze einnähen lassen, um die diabolische Wirkung ihrer Verkleidung zu erhöhen. In punkto Schnitt und Design orientiert sich Gerhard Seer wahlweise an den Wünschen der Sparifankerl-Krampusse, historisch überlieferten Vorlagen oder auch eigenen Ideen. Modelle von der Stange gibt es bei ihm nicht: „Jedes Fell ist ein Einzelstück“, betont der teuflische Schneider, „und das nicht nur, weil wir es auf Maß anfertigen.“
Der Krampus-Läufer selbst sollte sich in voller Montur auch bei winterlichen Temperaturen und den steten Ausgleich seines Flüssigkeits-Haushaltes bemühen: Rund sechs Kilogramm wiegt eine Montur mindestens, im Einzelfall werden auch zwölf Kilogramm erreicht – wozu sich noch die so genannte „Larve“ addiert, jene bis zu 15 Kilogramm schwere Teufelsmaske.